Papst Franziskus hat einen weltweiten sogenannten “Synodalen Prozess” angestossen, der nun in den einzelnen Diözesen in Gang kommen soll. Dazu hat das Sekretariat der römischen Bischofssynode bereits in verschiedenen Sprachen eine Reihe von Dokumenten veröffentlicht, die über das Internet zugänglich sind.
Ich bin der Auffassung, dass in unserem kleinen Erzbistum von der Durchführung eines solch komplexen und mitunter gar komplizierten Verfahrens, das in unseren Breiten Gefahr läuft, ideologisch verzweckt zu werden, aus guten Gründen abgesehen werden kann.
Zum einen erlauben die Nahverhältnisse in unseren Pfarreien schnell und unkompliziert den gegenseitigen Kontakt von Seelsorgern und Laien, so dass schon immer ein geistiger und geistlicher Austausch möglich war und ist. Alle, die dies wollen, können miteinander in Dialog treten, aufeinander hören sowie über Anregungen, Wünsche und Vorstellungen im kirchlichen Alltag eine persönliche Kommunikation pflegen. In Pfarrei- und Kirchenräten, ebenso in schulischen, sozialen und karitativen Institutionen und in Bildungseinrichtungen bestehen ständige Beziehungen unter interessierten Menschen, bei denen ein verantwortungsbewusster, taktvoller, sensibler Umgang miteinander stattfinden kann.
Zum anderen gilt ohnehin, dass Beratungen auf verschiedenen Ebenen, namentlich auch auf der diözesanen Ebene, erfolgen, wenngleich zur Zeit “Corona-bedingt” nicht alles durch persönliche Begegnungen möglich ist. Wer hingegen auf schriftlichem Wege Wünsche, Anliegen und Anregungen zur Gestaltung des kirchlichen Lebens in unserer Diözese vorbringen möchte, kann dies nach wie vor tun und sich direkt an den Erzbischof oder an das Generalvikariat wenden. Im “Vademecum für die Synode zur Synodalität” als einem offiziellen Handbuch für die Beratungen in den Ortskirchen wird die Hauptaufgabe des Bischofs im Zuhören gesehen, nicht in grossen Diskussionen und langen Debatten. Es soll ein Hinhören auf das sein, was der Heilige Geist uns sagen will. Dieses Hören setzt unser Gebet um die geistliche Gabe der Unterscheidung voraus. Vor allem zum Gebet um diese besondere Gabe möchte ich ermutigen und erbitte dazu allen den Segen Gottes.
15. Oktober 2021
✠ Wolfgang Haas
Erzbischof von Vaduz