Hirtenbrief zur Fastenzeit 2010

Priester auf ewig

Hirtenbrief zur Fastenzeit 2010 von Msgr. Wolfgang Haas, Erzbischof von Vaduz

(Der Hirtenbrief ist am 1. Fastensonntag, 21. Februar 2010, in allen Gottesdiensten vorzulesen. Er kann auch auf zwei Fastensonntage verteilt vorgetragen werden. Zur Veröffentlichung in der Presse ist er vom 22. Februar 2010 an freigegeben.)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Lasst eine Pfarrgemeinde etwa zwanzig Jahre ohne Priester, und sie wird die vernunftlosen Tiere anbeten.“1 Der sich so drastisch ausdrückt, ist ein Heiliger, den uns Papst Benedikt XVI. in diesem Priester-Jahr als leuchtendes Beispiel und nachahmenswertes Vorbild eines Seelsorgers vor Augen stellt. Es ist der heilige Pfarrer von Ars, der uns un­geschminkt die Wahrheit über den katholischen Priester und dessen Bedeutung für das Leben der Kirche vorträgt: „Wenn man die Religion vernichten will, beginnt man damit, die Priester anzugreifen; denn dort, wo kein Priester mehr ist, gibt es auch kein Opfer mehr; und dort, wo es kein Opfer mehr gibt, ist auch keine Religion mehr da.“2 Was der vorbildliche Patron der Priester, der vor 150 Jahren nach aussergewöhnlich segensreichem pastoralem Wirken starb, unmissverständlich zum Ausdruck brachte, hat an Aktualität nichts verloren.

Die vernunftlosen Tiere: das sind die Götzen. Es sind die Götzen auch unserer Zeit: der Mammon, der Luxusmoloch, der Körperkult, der Schnelligkeitsrausch, der Erotikmarkt, der Sexualitätswahn, der Selbstverwirklichungsdrang, der Macht­hunger, der Süch­tedämon und vieles andere mehr. Und auch heute greift man den Priester an, wenn er sich diesbezüglich als Mahner zeigt. Wenn überhaupt noch, will man höchstens einen, der kompromisshaft mitspielt oder schweigend darüber hinwegsieht. Fast weltweit ist heute eine Kampagne im Gang, um die einzigartige Würde und Schönheit des katholischen Priestertums zu be­schmutzen, zu schädigen oder gar zu zerstören. Zugegebenermassen gibt es leider genügend Beispiele von Priestern, die ihrer Berufung untreu geworden sind und die sich in irgendeiner Weise moralisch schwerwiegend verfehlt haben. Solches gibt es freilich in allen Ständen und Berufen; nur wiegt es eben bei den Dienern Gottes besonders schwer, weil ihnen Grösstes und Heiligstes anvertraut ist. Die mens­chlichen Schwächen, Sünden und Verbrechen einzelner Inhaber des Priesteramtes dürfen aber nie und nimmer dafür herhalten, um das sakramentale Pries­tertum als solches in Frage zu stellen.

Wie die unveräusserliche Würde des Menschen als solche und das unauslöschliche Merkmal der durch die Taufe geschenkten Gotteskindschaft an sich auch dann bestehen bleiben, wenn der einzelne Mensch diese Würde verletzt oder die Taufgnade verscherzt, so bleiben auch die priesterliche Würde als solche und das Prägesiegel der heiligen Weihe bestehen, selbst wenn der einzelne Priester schwere Schu­ld auf sich lädt und in seinem konkreten Priesterleben schänd­lich versagt. Er ist und bleibt Priester auf ewig. Er ist es im Diesseits ebenso wie im Jenseits. Er ist Priester für Zeit und Ewigkeit. Er ist Priester: ob auf Erden, ob im Himmel, ob im Fegfeuer, ob in der Hölle. Das hat etwas Glanzvolles und zugleich etwas Erschütterndes an sich, je nach dem Ausgang des irdischen Lebens. Es gilt: Einmal katholisch, immer katholisch; einmal Priester, immer Priester.

Vereinzelt hat es Stimmen gegeben, die es unserem Heiligen Vater zum Vorwurf gemacht haben, dass er im Priester-Jahr gerade für unsere Zeit einen Heiligen als Beispiel und Vorbild für die Priester hingestellt hat, der - wie es Heiligen nun einmal eigen ist - unbequeme Aussagen über Heil und Unheil der Menschen macht: Aussagen, welche die Priester ebenso herausfordern wie die anderen Stände innerhalb und ausserhalb der Kirche. Daher ist es umso notwendiger, das Sakrament der Priesterweihe und den Dienst der Priester sowohl von ihren Glaubensgrundlagen her als auch im Hinblick auf ihre bleibende Bedeutung näher zu betrachten. Dieses Sakrament und dieser Dienst gehen nicht nur den Priester an, sondern alle Menschen; denn der Priester ist aus den Menschen genommen und für die Menschen bestellt. Er ist geweiht und gesandt, um den missionarischen Auftrag zu erfüllen, den der Herr den Seinen gegeben hat. Er soll darin sich selbst und die ihm Anvertrauten heiligen und zur Vollendung führen.

1. Priester auf ewig - berufen und erwählt

„Der Herr hat geschworen, und nie wird’s ihn reuen: «Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.»“3 Was der Psalmist ursprünglich auf geheimnisvolle Weise von der Einsetzung des Priester-Königs auf dem Zion aussagt und verheisst, sieht der Hebräerbrief - geistgewirkt und geisterfüllt - in Jesus Christus, dem Sohne Gottes und ewigen Hohenpriester, erfüllt. Der Herr ist der wahre und ewige Hohepriester des Neuen Bundes. Im Hebräerbrief heisst es: „Denn jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen. Er ist fähig, für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist; deshalb muss er für sich selbst ebenso wie für das Volk Sündopfer darbringen. Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron. So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt, wie er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.“ 4

Wenn hier auf das Vorbild des Melchisedek5, des vorisraelitischen Priesterkönigs von Jerusalem, dessen Abstammung wir nicht kennen, zurückgegriffen wird, dann ist das ein Hinweis darauf, dass nunmehr im Neuen Bund nicht mehr die menschliche Abkunft oder die Ahnenreihe zählt, sondern nur noch die Berufung und Erwählung durch Gott. Das neutestamentliche Priestertum gründet in dem neuen und einzigartigen Priestertum Jesu Christi. Es beruht auf dem göttlichen Priestertum. Es wurzelt nicht in einer Priesterdynastie, auch wenn es Beispiele gibt, dass aus der einen oder anderen Familie mitunter in mehreren Generationen Priester hervorgegangen sind. Es geht immer um einen je einmaligen Ruf Gottes, um eine einzigartige Erwählung durch den Herrn selbst, der zu seinen Jüngern gesagt hat: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“6 Jesus, der beruft und erwählt und der sein Leben für die von ihm berufenen und erwählten Freunde hingibt, redet seinen Jüngern sehr zu Herzen: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiss nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“7 Diese Freunde Christi sind nunmehr die Priester auf ewig - auf ewig berufen und erwählt; denn göttliche Freundschaft endet nicht. Gott bleibt treu und bietet diese Treue immer wieder an, auch wenn der Priester treulos werden sollte. Von dieser Freundschaft Jesu Chris­ti sagt unser Heiliger Vater: „Ein Mann Gottes zu sein, und zwar im Sinne der Freundschaft mit Jesus Christus und seinen Heiligen, muss die erste Zielsetzung des Priesters sein.“8

2. Priester auf ewig - geweiht und gesandt

Wie wir schon gehört haben, wird jeder Hohepriester „aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott“9. „Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen.“10 Was bereits im Alten Bund so verstanden wurde, dass hat noch viel mehr im Neuen Bund seine Geltung. Hier wird die Kirche in ihrer hierarchischen Ordnung wirksam. Ihr Ursprung ist heilig, und ihre Ordnung ist heilig. Christus lebt in seiner Kirche fort: vor allem in seinem Wort und dessen authentischer Verkündigung durch die Amtsträger; in den Sakramenten und deren getreuer Spendung durch die Diener Gottes; in der im Glauben, im Gottesdienst und in den Werken der Liebe geeinten Gemeinschaft derer, die zu ihm gehören. Die Kirche ist von ihrem Wesen her durch Weihe und Sendung auferbaut. Der Hohepriester Jesus Chris­tus ist ihr Stifter und Erhalter. Der Priester auf ewig, der am Hohenpriestertum des Herrn Anteil hat, ist ein Geweihter und Gesandter. Er empfängt die heilige Weihe durch den Herrn selbst, vermittelt durch die Kirche und gemäss der kirchlichen Ordnung, die im gekreuzigten und auferstandenen Herrn ihren Ursprung hat. Der Priester, der auf heilige und heilswirksame Weise geweiht und damit Jesus Christus verähnlicht ist, empfängt seine konkrete Sendung im Dienst des neuen Gottesvolkes immer durch die Kirche und in ihr. Es gibt kein wahres Priestertum ausserhalb der wahren Kirche Chris­ti und ohne sie. Deswegen ist der Priester auf ewig einer, der durch Weihe und Sendung an die Kirche, in der er diese empfangen hat, gebunden bleibt, selbst wenn er seinen konkreten Dienst aus irgendwelchen Gründen aufgegeben oder sich sogar gegen diesen Dienst aufgelehnt hat. Das unauslöschliche Merkmal, das seiner Person bei der Weihe eingeprägt wurde, hat Ewigkeitsbestand. Es ist - wie bei Taufe und Firmung - dem Wesen nach unzerstörbar, selbst wenn der damit Geprägte - was Gott verhüten möge - durch seine Haltung und sein Verhalten moralisch versagen sollte. Es ist Bestandteil der unsterblichen Seele geworden.

Der Herr hat - menschlich gesprochen - wahrlich riskant gehandelt, als er sein wahres und einziges Priestertum seinen Dienern, die er berufen und erwählt hat, anvertraute und mit deren Menschlichkeit verband, die stets an den Folgen der Erbsünde leidet. Dieses erschütternde Geheimnis verstehen zu wollen, führt uns an die Grenze des Verstehbaren. Nur im Hinblick auf die Liebe Christi, die bis zum Äusser-sten geht, können wir erahnen, was die Selbstentäusserung des Gottessohnes bedeutet und wie weit sie geht. „Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden und wurde von Gott angeredet als «Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks».“11 „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“12 Das kann nur nachvollziehen, wer selbstlos liebt. Das vollzieht insbesondere der Pries­ter nach, wenn er selbstlos liebt. So ist er der Priester auf ewig - geweiht und gesandt aus Liebe, in Liebe und zur Liebe.

3. Priester auf ewig - verwandelt und vollendet

Es ist Glaubenslehre, dass die Weihe jenes Sakrament ist, in welchem dem Berufenen und Erwählten durch Handauflegung und Gebet des Bischofs eine geistliche Vollmacht übertragen und die Gnade zur gottwohlgefälligen Ausübung derselben verliehen wird. „Christus selbst ist im kirchlichen Dienst des geweihten Priesters in seiner Kirche zugegen als Haupt seines Leibes, Hirt seiner Herde, Hoherpriester des Erlösungsopfers und Lehrer der Wahrheit. Die Kirche bringt dies zum Ausdruck, indem sie sagt, dass der Priester kraft des Weihesakramentes «in der Person Christi des Hauptes» handelt.“13 Der Diener Gottes Papst Pius XII. lehrt: „Es ist der gleiche Priester, Christus Jesus, dessen heilige Person sein berufener Diener vertritt. Durch die Priesterweihe dem Hohenpriester angeglichen, besitzt er die Vollmacht, in der Kraft und an Stelle der Person Christi selbst zu handeln.“14 Der heilige Thomas von Aquin formuliert dies so: „Christus ist die Quelle jeglichen Priestertums; denn der Priester des Gesetzes war sein Bild. Der Priester des Neuen Bundes aber handelt in der Person Christi.“15

Das katholische Priestertum ist somit eine Herausforderung für alle - für den Priester selbst, der durch die Weihe gleichsam ein Verwandelter ist; für die Gläubigen, die im Priester Christus in seiner Haupt- und Hirtenstellung anerkennen; für die Weltmenschen, die den Priester in seinem Anderssein wahrnehmen. Wie auch immer: Der Pries­ter, der zum Klerus der Kirche gehört, wird als Ausgesonderter verstanden; und er ist es, da er vom Herrn zum Amtspriestertum herausgerufen ist, das im Dienst des allgemeinen Priestertums aller Christgläubigen steht. Die geistliche Aussonderung schafft keine Sonderlinge, sondern erhebt in einen besonderen Stand, der nicht heilsegoistisch für sich besteht, sondern vielmehr heilswirksam für alle da ist. Sie bewirkt eine geistliche Verwandlung, die ihrerseits nach einer ständigen Wand­lung im Sinne der Bekehrung und der Läuterung bei demjenigen verlangt, dem diese Wandlung geschenkt ist. Sie verlangt nach einem Lebenswandel, welcher des Rufes würdig ist, der an den Erwählten erging. Das sakramentale Priestertum verwirklicht sich in einem Dienst, welcher stets der persönlichen Vervollkommnung und Vollendung des Geweihten bedarf. Dieser Dienst in und an der Kirche bleibt auch bestehen, wenn der Priester - sei es aus Gesundheits-, Behinderungs- oder Altersgründen - kein konkretes Amt mehr bekleidet. Er ist immer ganz für Christus und für die Menschen da. Er hängt mit seinem offenkundigen oder verborgenen Dienst völlig von Christus und seinem einzigen Priestertum ab und macht dieses durch seine Hingabe in Gebet und Opfer fruchtbar. Darin wird deutlich, was es heisst, ein verwandelter und vollendeter Priester zu sein.

Die Priester dürfen der Liebe zu Jesus Christus nichts vorziehen. Verwandelt durch die heilige Weihe, ist der Priester als Freund Jesu mit seinem Herrn innig vertraut, der sich selbst seinem Jünger anvertraut hat. Christus vertraut dem Priester in der Eucharistie seinen Leib und sein Blut an. Wenn der Priester bei der heiligen Messe das Brot in den heiligen Leib des Herrn und den Wein in dessen kostbares Blut verwandelt, dann handelt Christus durch ihn, dem er die Wandlungsgewalt gegeben hat. Schon allein dieses grosse Geheimnis fordert vom Priester, dass er in Tat und Wahrheit ganz mit Jesus eins wird, und zwar durch seine sichtbare Lebensweise und seinen konkreten Lebensstil. Er muss das wollen und nur das wollen, was Christus will. Er darf nicht wollen, was Christus nicht will. Das ist - schlicht und einfach ausgedrückt - das Programm für die Heiligkeit des Priesters, wie es die heiligen und heiligmässigen Priester der Kirche gelebt haben und so vollendet in den Himmel eingehen durften. Priester auf ewig - verwandelt und vollendet, das heisst: als Priester heilig leben und heilig sterben.

Unser Heiliger Vater sagt es kurz und bündig: „Priestertum bedeutet, einen neuen Herrn zu haben: abgestorben für die Welt, geweiht für Gott.“16

In der besonderen Nachfolge Jesu Christi erweist sich der Priester als in der Wahrheit geweiht und geheiligt; es verlangt ihn beständig danach, so zu leben, wie der Herr gelebt hat: demütig und bescheiden, anspruchslos und selbst­los, keusch und unverheiratet, gehorsam und verfügbar. Der Priester muss sich mit seinem ganzen Dasein und Sosein dem Herrn gänzlich zur Verfügung stellen, damit dieser über ihn zum Heil der Menschen und im Dienst an ihnen verfügen kann.

Der Zölibat, also die Ehelosigkeit des Priesters um des Himmelreiches willen, ist eine unverzichtbare Gnadengabe für das Leben der Kirche. Er ist dem katholischen Priesterstand wahrhaft angemessen und von der Kirche als Geschenk des Heiligen Geistes stets hochgehalten worden. Dies wird auch weiterhin so sein und bleiben. Der Zölibat ist nämlich ein unverkennbares Zeichen für die Ganzhingabe an den göttlichen Heiland und seine Kirche. Er ist von schönstem und tiefstem Sinn, wenn wir wirklich an das ewige Leben glauben: an den Himmel, wo - wie Jesus selbst sagt17 - nicht mehr geheiratet wird. Die Ehe gehört der zeitlichen Ordnung an; das zölibatäre Priestertum verweist eindeutig auf die ewige Vollendung im Himmel. Die freudvoll und konsequent gelebte Ehelosigkeit des Prie­sters ist das ausdrucksstarke Zeichen des Priesters auf ewig, der verwandelt ist und vollendet sein will für den, der ihn berufen und erwählt, geweiht und gesandt hat.

Der Priester erlernt die Innerlichkeit seiner Berufung und Erwählung, seiner Weihe und Sendung, seiner Verwandlung und Vollendung am besten in der Schule Marias. Er hört bei ihr das freie und zugleich gehorsame Ja zu ihrer Berufung und Erwählung. Auch der Priester soll keine andere Antwort auf seine Berufung und Erwählung geben; er soll mit einem marianischen Herzen sprechen: Siehe, ich bin ein Diener des Herrn.18 Er stellt seine Weihe und Sendung unter den Schutz der Gottesmutter. Maria, die himmlische Mutter der Priester, ist unter dem Kreuz mit dem Opfer ihres göttlichen Sohnes ganz eins geworden. Der Priester ist durch Weihe und Sendung ganz mit dem ewigen Hohenpriester Jesus Christus vereint. Maria, voll der Gnade, ist die vollkommen Verwandelte, also die ganz Reine und die ganz Heilige, die ganz Gott Wohl­gefällige und die ganz Vollendete. Mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, ist sie als Mutter der Priester gerade denen nahe, deren Leben ein einziger Hinweis auf die himm­lische Vollendung sein will. Wenn der Priester stets bemüht ist, aus marianischer Innerlichkeit zu leben, wird er den allen Mens­chen geltenden geistlichen und missionarischen Auftrag glaubwürdig erfüllen können. Alle Gläubigen sind dazu eingeladen, die Priester - vor allem auch die eigenen Seelsorger - in ihrem Wirken tatkräftig zu unterstützen und dieses Wirken besonders im Gebet mitzutragen sowie der Fürbitte Marias, der höchsten Patronin der Priester, zu empfehlen. Amen.

Schellenberg, 31. Januar 2010

✠ Wolfgang Haas, Erzbischof von Vaduz

 

1           Hl. Johannes Maria Vianney, 10. Katechese „Die erhabene Würde des Priesters“

2           Ebda.

3           Ps 110,4; Vulgata-Version: „Iuravit Dominus et non paenitebit eum: «Tu es sacerdos in aeternum secundum ordinem Melchisedech.»“ (Ps 109,4)

4           Hebr 5,1-6

5           Vgl. Gen 14,17-20; Hebr 7,1-24

6           Joh 15,16

7           Joh 15,14-15

8           Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache vom 24. Juli 2007 (Benedikt XVI., Gedanken zum Priestertum, SJM-Verlag Neusäß 2009, S. 19)

9           Hebr 5,1

10         Hebr 5,4

11         Hebr 5,8-10

12         Phil 2,8

13         Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), Nr. 1548

14         Papst Pius XII., Enzyklika „Mediator Dei“ (zit. in KKK, Nr. 1548)

15         Hl. Thomas von Aquin, Summa theologiae 3,22,4 (zit. in KKK, Nr. 1548)

16         Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt vom 9. April 2009 (a.a.O., S. 23)

17         Vgl. Mt 22,30; Mk 12,25; Lk 20,35

18         Vgl. Lk 1,38