Hirtenbrief zur Fastenzeit 1998

Für eine offene Kirche. Glaubens-, Hoffnungs- und Liebesanstösse im Heilig-Geist-Jahr 1998

Hirtenbrief zur Fastenzeit 1998 von Msgr. Wolfgang Haas, Erzbischof von Vaduz. Fürstentum Liechtenstein

Der Hirtenbrief ist am ersten Fastensonntag, 28. Februar / 1. März 1998, in allen Gottesdiensten zu verlesen; er kann auch auf zwei Sonntage verteilt vorgetragen werden. Zur Veröffentlichung in der Presse ist er vom 2. März 1998 an freigegeben.

 

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Beim Fussballspiel ist der Anstoss fast so etwas wie ein kleines Ritual. Jedenfalls ist es ein spannender Augenblick - ein gespanntes Warten, nur schon bis der Anpfiff ertönt und bis der Ankick verrät, in welche Richtung sich der Ball bewegt. So unterschiedlich die Spieler ihrem Charakter und ihrer Lebensweise nach auch sein mögen, man gehört zur gleichen Mannschaft und konzentriert sich auf das Spiel. Jeder kennt die Spielregeln, auch wenn er sich nicht immer an sie hält; jeder hat seine ihm zugewiesene grundsätzliche Position und Aufgabe - darüber wachen Trainer, Betreuer und Schiedsrichter, und nicht zuletzt die Spieler selber. Da gibt es Stürmer und Stopper, einen linken und rechten Flügel; es gibt sogar einen "Linksaussen" und einen "Rechtsaussen"; es gibt das Mittelfeld und den Torhüter; es gibt Verteidiger und Angreifer. Wenn man sich einen Sportkommentar anhört, dann klingt es nicht selten nach der Art von Schlachtrufen; dafür sorgen ja nicht zuletzt auch die Schlachtenbummler - eben die Fans, die zur Mann­schaft halten und sie an den Spielort begleiten. Manch­mal können wir heute den Eindruck gewinnen, wir befänden uns auch im kirchlichen Raum auf dem Spielfeld eines Fussballplatzes, und zwar nicht einmal mit wenigen Zuschauern, die entweder vor Ort dabei sind oder sich durch die Medien zuschalten. Bitte, verzeiht mir diesen Vergleich aus der Welt des Sportes! Aber Ihr spürt gewiss, worauf ich anspielen möchte und worauf ich hinauswill. Ohne Anstoss gibt es keinen Spiel­beginn, das gilt auch für den Bereich von Religion und Glauben.

Den Anstoss für die Kirche hat Gott selber vollzogen, indem er seinen eigenen Sohn in unsere Welt sandte, um das Heilswerk des Neuen Bundes in Gang zu setzen. Nachdem der Schöpfer am Anfang die Welt aus dem Nichts erschaffen hat und den Anstoss dazu durch sein kreatives Wort gab, indem er schlicht und einfach sagte: "Es werde"1, hat der Erlöser sein Werk vollendet, indem er am Kreuze sprach: "Es ist vollbracht"2. Den unersetzlichen und unerlässlichen Anstoss für das Leben der Kirche hat das Ewige Wort selber gegeben, indem es aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat und zu unserem Heil Mensch geworden ist. In Fortsetzung dieser Menschwerdung ist der Weg der Kirche tatsächlich der Mensch, der gerettet werden soll für Zeit und Ewigkeit. Denn Jesus Christus ist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben3. Der Anstoss des Heilswerkes, das sich in der Kirche - in ihrer Verkündigung, in ihren Sakramenten, in ihrem Liebesdienst - verwirklicht, ist und bleibt anstössig, weil er keine menschliche, sondern eine göttliche Tat ist: eine Initiative des barmherzigen Gottes, die wir eigentlich nicht verdient haben; ein Impuls, der nur verstanden werden kann, weil Gott die Liebe ist; ein Akt, der schliesslich ein Werk des Heiligen Geistes selber ist, der uns als Liebe Gottes in Person begegnet. Christus, der Sohn Gottes, ist - um ein biblisches Bild aufzugreifen - nicht nur Grundstein und Schlussstein4 des Baues der Kirche, sondern vor allem auch Eckstein5, an den wir in unserer Sündhaftigkeit und Schuld stossen und an dem wir wegen unserer Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit Anstoss nehmen. Für eine offene Kirche, die sich an der Basis orientieren will, gibt es keine andere Basis, ja kein anderes Fundament oder keinen anderen Grund als denjenigen, der gelegt ist: Jesus Christus6. Selbst auf die Gefahr hin, fälsch­licherweise des "Fundamentalismus" bezichtigt zu werden, gibt es für uns keine andere Wahl: Die Kirche ist fundamental auf Christus gegründet, von ihm her bestimmt und auf ihn hin ausgerichtet. Er allein gewährt und gewährleistet in unserer Kirche die wahre Offenheit und damit jene Freiheit, die aus der Wahrheit kommt. Jesus sagt: "Die Wahrheit wird euch befreien"7.

Als Euer Erzbischof, der seinen apostolischen Dienst mit Herz erfüllen will, möchte ich Euch für ein Leben in einer offenen, grundlegend missionarischen Kirche einige Glaubens-, Hoffnungs- und Liebesanstösse geben, die uns gerade im Heilig-Geist-Jahr 1998 helfen können, persönlich vermehrt offen zu sein für den Anruf Gottes, für die Anregungen des Heiligen Geistes und für die Liebeserweise der göttlichen Gnade. 

  1. Offen für die Wahrheit

Kirchliche Offenheit ist keine Allerweltsoffenheit, als ob es dabei um einen Supermarkt des Religiösen ginge - nach dem Motto: Für alles und jedes geöffnet! Nachdem der Herr seinen Jüngern die bedrohliche Realität der Welt eröffnet hatte8 und sie auf die Stunde vorbereitete, die es mit dem anstössigen Kampf der Verfolgungszeit zu tun hat, verheisst er den Seinen den wahren Beistand, den Heiligen Geist: "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden"9. Das hat uns Jesus zugesichert - er, der von sich sagte: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich"10. Schon das Alte Testament bezeugt, dass Gott der Quell aller Wahrheit ist. Sein Wort ist Wahrheit11. Sein Gesetz ist Wahrheit12. Wir alle sollen in der Wahrheit leben13 und für die Wahrheit Zeugnis ablegen wie Jesus Christus selbst14. "Die Pflicht der Christen, sich am Leben der Kirche zu beteiligen, drängt sie, als Zeugen für das Evangelium und für die sich daraus ergebenden Verpflichtungen zu handeln. Dieses Zeugnis ist Weitergabe des Glaubens in Wort und Tat"15. Offenes Kirchesein ist also immer missionarischer Dienst aus der Wahrheit, die für uns nicht einfach nur ein Lehrgebäude, sondern das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes selber ist, sichtbar erschienen in Jesus Christus. Das Zweite Vatikanische Konzil verkündet daher sehr klar: "Alle Christgläubigen, wo immer sie leben, müssen durch das Beispiel ihres Lebens und durch das Zeugnis des Wortes den neuen Menschen, den sie durch die Taufe angezogen haben, und die Kraft des Heiligen Geistes, der sie durch die Firmung gestärkt hat ... offenbaren"16. Ein bekenntnisfreies Christentum kann es also nicht geben. Eine konfessionslose Kirche wäre somit ein Widerspruch in sich. So wird auch verständlich, dass es nie ein Christsein auf kleinstem gemeinsamem Nenner geben darf. Wahres Christsein ist Christsein in der Wahrheit, ja in der Fülle der Wahrheit. Die Offenheit für die ganze und volle Wahrheit ist also gerade unsere ökumenische Grundhaltung und lässt uns die ganze und volle Identität in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche finden, wie wir es im Credo bekennen. Um auf das eingangs verwendete Gleichnis vom Fussballspiel zurückzukommen: Wir treten im Leben des Glaubens und der Kirche nicht zu einem religiösen Grümpelturnier an, bei dem die Spielregeln mehr oder weniger aufgehoben sind und gewissermassen jeder alles und alle jederlei machen können. Die Offenheit der Kirche für das Geschenk der göttlichen Wahrheit vollzieht sich vielmehr im Horchen und Gehorchen. Sie ist schlichtweg Glaubensgehorsam17. Denn der Glaube kommt bekanntlich vom Hören und drängt hin zum Verstehen und Bezeugen. Er "ist Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht"18. Wiederum ist es das Zweite Vatikanische Konzil, das uns sozusagen die Spielregeln in Erinnerung ruft und die rechte Richtung weist, wenn es sagt: "Damit dieser Glaube geleistet wird, bedarf es der zuvorkommenden und helfenden Gnade Gottes und der inneren Hilfen des Heiligen Geistes, der das Herz bewegen und zu Gott umkehren, die Augen des Verstandes öffnen und allen die Freude verleihen soll, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben"19. Als freier und verantwortungsbewusster Akt ist der Glaube zwar ein menschlicher Akt, zu dem wir aber nur durch die liebende Zuwendung Gottes selber und in der Aufschliessung durch den Heiligen Geist imstande sind. Er ist kein menschliches Gemächte, sondern ein göttliches Geschenk. Auch die Kirche als Glaubensgemeinschaft ist kein  Machwerk von Menschenhand und Menschenverstand, sondern göttliche Stiftung.

  1. Offen für das Leben

Gelegentlich könnten wir im konkreten kirchlichen Leben etwas von jener Begeisterung brauchen, die auf den Sportplätzen herrscht. Wir müssen immer mehr zu einer neuen Lebendigkeit des Glaubens finden, die schliesslich aus der Glaubensfreude kommt. Leider greift auch in unseren Breiten da und dort eine Mentalität der Miesmacherei und des Argwohns um sich, die auf eine Grundstimmung der Menschen in unserer konsumorientierten und genusssüchtigen Gesellschaft schliessen lässt. Nicht wenigen fehlt es trotz Überfluss, ja gerade wegen Überfluss und Überdruss an einer grundsätzlichen Lebensbejahung. Zur Bejahung seiner selbst und der anderen ist der Mensch eigentlich nur dann fähig, wenn er eine Lebensperspektive, eine wirkliche Aussicht auf Erfolg und Gelingen hat. Das ist ja auch die Antriebskraft für die Spieler auf dem Spielfeld. Wer nicht gewinnen will, geht nicht ins Stadion. Eine offene Kirche hat also Lebensinteresse und Lebensperspektive. Sie interessiert sich insbesondere für das ewige Leben und für das ewige Ziel, ohne freilich die vitalen zeitlichen Anliegen und die irdischen Etappenziele zu vernachlässigen. Auch hier will sie um des Himmelreiches willen Punkte gewinnen. Für die offene Kirche stimmt die Optik dann, wenn sie dem Evangelium gemäss zu leben sucht und sich vom Heiligen Geist leiten lässt; er ist gleichsam der beste "Trainer". Ihr Leben erschöpft sich nicht in innerweltlicher Selbstdarstellung, sondern bringt den zur Darstellung, der alle engen Grenzen und alle bloss menschlichen Vorstellungen sprengt. Ihre Berufung besteht gerade darin, die Menschen über alle Einengung in begrenzte Glückserfahrungen und Glücksverheissungen hinaus für das ewige Glück zu öffnen. "Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben, denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen. Gott hört nie auf, ihn an sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht"20. Unsere Lebens- und Überlebensfrage lautet noch immer: "Wozu ist der Mensch auf Erden?"; und die Antwort ist im Grunde immer noch dieselbe: "Der Mensch ist auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ihm zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen". Die auf Gottes- und Nächstenliebe hin offene Kirche verkündet also das Evangelium des Lebens und im Besonderen des ewigen Lebens21. Es wäre ein Verrat am Herrn der Kirche selbst, würde unsere Kirche nicht eine leidenschaftliche Anwältin des Lebens in all seinen Dimensionen sein; denn der Menschensohn sagt ja von sich selbst: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben"22. Als Verkünderin des Evangeliums vom Leben tritt unsere Kirche in aller Offenheit für die gottgewollte und gottgefällige Weitergabe des men-sch­lichen Lebens und für den vollkommenen Schutz dieses Lebens von der Empfängnis im Mutterschoss an bis hin zum natürlichen Tod ein. Die grosszügige Weitergabe des Lebens steht in einem engen Zusammenhang mit der eifrigen Weitergabe des Glaubens. Wer hoffnungsvoll lebt, der glaubt an die Zukunft. Wer an die Zukunft glaubt, lebt hoffnungsvoll. Denn Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen. Sie ist jene göttliche Tugend, um die wir uns gerade in diesem Heilig-Geist-Jahr besonders bemühen sollen. "Die Christen sind aufgerufen, sich auf das Grosse Jubiläum zu Beginn des dritten Jahrtausends vorzubereiten durch Erneuerung ihrer Hoffnung auf die endgültige Ankunft des Reiches Gottes, die sie Tag für Tag in ihrem Herzen, in der christlichen Gemeinschaft, der sie angehören, in dem sozialen Umfeld, in das sie hineingestellt sind, und so auch in der Weltgeschichte vorbereiten"23. Indem wir als offene Kirche gegen eine Unkultur des Todes antreten, treten wir für eine Kultur des Lebens ein. Wir machen es also ähnlich wie die Spieler auf dem Spielfeld: Wir glauben an den Sieg und hoffen auf den Erfolg. Wir glauben als Christen an den Sieg des Lebens und erhoffen die Lebensvollendung im Himmel. Dabei lassen wir uns hier im Land gerne erinnern an den Pastoralbesuch unseres Heiligen Vaters im Jahre 1985, der im Hinblick auf die damalige Volksmission gerade auch dem Motto verpflichtet war: "Aufbruch zum Leben" - eine Inschrift, die bleiben muss; eine Devise, die wirklich nichts an Aktualität verloren hat. 

  1. Offen für die Liebe

Man spricht heute sehr oft von Dialog und fordert einen offenen Dialog gerade auch im Raum der Kirche. Eine offene Kirche versteht sich somit als eine dialogfähige und dialogwillige Kirche. Dem kirchlichen Dialog kommt auch eine besondere Bedeutung für den gesamtgesellschaftlichen Dialog zu. Wenn es nämlich gelingt, den Dialog in der Kirche so zu führen, dass er in beständiger Wahrhaftigkeit, in geistlicher Lebendigkeit und mit menschlichem Wohlwollen geschieht, dann hilft das zum Verständnis und zur Verständigung unter den Menschen überhaupt. Grosse Gefahren bei jedem Dialog sind indes Standpunktslosigkeit, Lüge, Täuschung, Hinterhältigkeit und Verwirrung. Nicht jeder Dialog gelingt; denn wir treten auch hier immer unter der Voraussetzung der Erbsünde und ihrer Folgen an. Der erste Dialog, von dem uns in der Bibel berichtet wird, ist doch derjenige zwischen der Schlange und Eva24. Wir müssen also immer auch selber mit demjenigen rechnen, welcher der "Verwirrer" heisst und es ist. Wir müssen auch bei jedem Dialog wissen, dass sich dabei der "Vater der Lüge" oder der "Lügner von Anbeginn" einmischen kann. Weil wir als Christen eben Realisten sind, machen wir uns darauf gefasst, dass auch unsere Dialoge, unsere Gespräche und unsere Bemühungen um Kommunikation nicht ohne diabolische Bedrohungen und Versuchungen vonstatten gehen. Diesen Gefährdungen müssen wir das entgegensetzen, wozu der böse Feind nicht fähig ist - wir müssen ihnen die lautere und aufrichtige Liebe entgegenstellen. Als Glieder unserer Kirche sind wir daher ganz offen für das Geschenk der Liebe, das von Gott kommt, der die Liebe ist. Beim Lieblingsjünger Jesu lesen wir: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm"25. Und: "... die Liebe zu Gott besteht darin, dass wir seine Gebote halten"26. Als für die Liebe offene Kirche wollen wir uns gemeinsam anstrengen, die göttliche Gabe der Liebe uns und allen Menschen nicht nur gefühlshaft weiterzuschenken, sondern sie vor allem Gott wohlgefällig einzusetzen. Christliche Liebe ist nicht nur eine Seelenstimmung, sondern auch und vor allem ein Gutsein in der Tat. "... wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit"27. Dieses Wort aus dem ersten Johannesbrief folgt auf eine Feststellung und Frage: "Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er (Christus) sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschliesst, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben?"28. Wir dürfen uns freuen, dass in unserem Land durch die sozial-karitativen Einrichtungen und durch die Hilfswerke sehr viel Gutes getan wird. Es könnte freilich immer noch mehr sein; denn die Not in aller Welt ist übergross und die Mittel hierzulande sind reichlich vorhanden, wohl reichlicher, als sie zum Einsatz gelangen. Doch die christliche Liebestätigkeit, die von vielen Menschen in unserer Heimat getragen und mitgetragen wird, darf sich sehen lassen. Allen, die solche Werke der Liebe vollbringen, gebühren aufrichtiger Dank und volle Anerkennung. Sie verdienen unser aller Unterstützung und Ermutigung. Den Dank, den ich hier an viele Wohltäterinnen und Wohltäter richte, möchte ich ergänzen mit einem grossen "Vergelt‘s Gott" an alle, die sich im priesterlichen Dienst, im Ordens- und im Laienstand für den Aufbau des kirchlichen Lebens in Liechtenstein tatkräftig eingesetzt haben und weiterhin einsetzen. In liebevoller Zusammenarbeit haben Priester, Ordensleute und Laien ihre Verantwortung oder Mitverantwortung für unsere Glaubensgemeinschaft wahrgenommen, und sie werden es nun in unserem neuen Erzbistum gewiss auch weiterhin tun. Zusammen mit dem Bischof, der ja mit Herz seine Hirtenaufgabe zu erfüllen gewillt ist, sollen sie die lebendige Gottesfamilie bilden. Im Miteinander und Füreinander wollen wir also auch in Zukunft unsere jeweilige Berufung gut leben. In Solidarität mit allen Menschen guten Willens hier und anderswo möchten wir Zeugen der Liebe Christi sein.

Als Christ und Bischof ist mir daran gelegen, dass wir gemeinsam in einer für die Wahrheit, für das Leben und für die Liebe offenen Kirche dem Heil der Menschen und dem Heil der Welt dienen. Ich beglückwünsche uns alle zu dieser grossen und anspruchsvollen Aufgabe, die wir nur in der Freude des Glaubens erfüllen können. Wir brauchen dazu gleichsam eine sportliche Begeisterung, mehr noch aber eine dauerhafte Treue. Um beim eingangs erwähnten Bild zu bleiben: Wir müssen einen guten Kampfgeist29 entwickeln und einzeln wie auch gemeinsam so zu leben suchen, dass wir den Siegeskranz erlangen. Der Völkerapostel Paulus mahnt uns: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt"30. Bei alledem hoffen wir auf gegenseitige Fairness, wie sie echten Wettkämpfern ansteht. Vor allem wünsche ich uns aber den Enthusiasmus und die Fantasie von einsatzfreudigen Spielern. Wir brauchen ja keine Zuschauer und auch nicht den Applaus von solchen; wir machen alle mit. Damit wir von dem geleitet und angetrieben werden, welcher der eigentliche "Trainer", "Captain", "Libero" und "Schiedsrichter" ist, erbitte ich uns den Heiligen Geist, den "Finger Gottes, der uns führt"31. Maria, die Braut des Heiligen Geistes und die Mutter der Kirche, helfe uns, die wahre Offenheit zu leben. Sie vermittle uns den Segen Gottes, damit wir offen sind für die Wahrheit, offen für das Leben, offen für die Liebe.

Euer Erzbischof ✠ Wolfgang

Chur/Vaduz, Fest Mariä Lichtmess, 2. Februar 1998

 

Fast- und Abstinenzordnung

Vgl. dazu das Direktorium 1998, im Auftrag der Schweizer Bischöfe herausgegeben vom Liturgischen Institut Zürich, S. 10/11; CIC cann. 1249-1253

 

1           Vgl. Gen 1,2

2           Vgl. Joh 19,30

3           Vgl. Joh 10,10

4           Vgl. Eph 2,20

5           Vgl. 1 Petr 2,6-8

6           Vgl. 1 Kor 3,11

7           Joh 8,32

8           Vgl. Joh 15,18 -16,4a

9           Joh 16,13-15

10         Joh 14,6

11         Vgl. Spr 8,7; 2 Sam 7,28

12         Vgl. Ps 119,142

13         Vgl. Ps 119,30

14         Vgl. Joh 18,37

15         Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), Nr. 2472

16         Vaticanum II, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche "Ad Gentes", Nr. 11

17         Vgl. Röm 1,5; 16,26

18         Hebr 11,1

19         Vaticanum II, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung "Dei Verbum", Nr. 5

20         KKK, Nr. 27

21         Vgl. 1 Joh 1,2

22         Joh 10,10

23         Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben "Tertio Millennio Adveniente", Nr. 46

24         Vgl. Gen 3,1-6

25         1 Joh 4,16b

26         1 Joh 5,3

27         1 Joh 3,18

28         1 Joh 3,16-17

29         Vgl. Eph 6,10-20

30         1 Kor 9,24

31         Vgl. Heilig-Geist-Lied: KGB 285